Viel Zeit ist seitdem ins Land gezogen. Zeit, in der sich
der Glauben immer mehr verfestigte, etwas Gutes getan zu haben. Aber allein mit
Glauben konnten und wollten wir uns nicht zufriedengeben, zumal wir uns im
Projekt vorgenommen hatten, die Nachhaltigkeit zu sichern.
Und genau aus diesem Grund, um aus Glauben Wissen zu
machen, machte sich eine kleine Delegation ( bestehend aus Lars Herla, Thomas Führer und Jan Balczun – RT/OT Side by Side) auf die lange Reise nach Odessa, um stichprobenartig den
aktuellen Stand direkt vor Ort in Odessa zu erfahren.
Wir setzten auf den Überraschungseffekt. Das hieß, keine der Einrichtungen, die wir besuchen wollten, wurde
vorab über unseren Besuch informiert.Und so standen wir am 31.10. morgens um 9:30 Uhr plötzlich in der Eingangshalle einer Internatsschule für sehbehinderte Kinder. Gross war die Überraschung, aber die Direktorin konnte nun auch keine
heimliche "Verschönerungsaktionen" mehr
durchführen.
Auf dem Weg zum Eingang sahen wir schon die ersten
Bewohner, die einen sehr zufriedenen Eindruck machten. Viel grösser war unsere Freude, als
wir die Direktorin darauf ansprachen, warum nur so wenig von unseren Brillen in
der Schule vorhanden sein: Sie konnte uns berichten, dass viele Kinder nun
nicht mehr dort zur Schule gingen, sondern dass durch unsere Unterstützung der Besuch einer Regelschule möglich geworden sei.
Dort angekommen waren der gesamte Außenbereich sowie der Spielplatz leer. Nur eine Dame bat uns
herein und wir wurden zur Leiterin des Kindergartens geführt. Nach einem ausführlichen Genuss ukrainischer
Gastfreundschaftlichkeiten stellten wir die bange Frage: Wo sind die
Kinder? Die Aufklärung kam mit einem Lächeln: Die Kinder waren gerade
im Sprachförderunterricht. Uns viel ein
Stein vom Herzen! Wir gingen mit der Direktorin in die Klassenräume und sahen dort die kleine Viktoria sitzen, ein Mädchen, dass vielen aus dem Team von 2011 sehr ans Herz
gewachsen war. Und hinter ihren Ohren
befanden sich die Hörgeräte von 2011 mit mehr als deutlichen Gebrauchsspuren. Wir
schauten in die Runde, und viele der älteren Kinder, die damals zu
den kleinsten gehörten, trugen unsere Hörgeräte. Uns fiel nicht nur ein
Stein vom Herzen.
An einigen Hörgeräten sahen wir auch Passstücke,
die nicht von uns kamen. Der Experte für Ohrpassstücke aus „Ostfräsland“ begutachtete diese ausführlich und fachmännisch und kam zu dem Schluss:
Sehr gute Qualität.
Wir sprachen im Anschluss
lange mit den Lehrerinnen über die Versorgung dort. Sie berichteten, dass die damals
zu den älteren Kindern gehörenden mittlerweile ebenfalls nicht mehr auf spezielle
Schulen gehen müssen, sondern zusammen mit
ihren Freunden heimatnahe
ganz normale Schulen besuchen, dank unserer Aktion.
Die Kinder im Kindergarten trugen ihre Hörgeräte gern und viel, was anhand
der deutlichen Gebrauchsspuren an den Geräten sehr glaubhaft war. Die
Batterieversorgung stellt dank der ausreichenden Mengen, die noch in der DELKU
in Odessa lagern, kein Problem dar.
Allerdings sind bei vielen Kindern wachstumsbedingt die
Ohrpassstücke zu klein, was aufgrund der starken Verstärkung der Hörgeräte zu starken Rückkopplungen führt. Vereinzelt brachen auch einige der Ohrstücke beim Toben. Aber da die Eltern so begeistert von der
Leistung der Hörgeräte waren, finanzierten- soweit es möglich war- sie aus eigener Tasche das Anfertigen von neuen
Passstücken. Dies machte den
positiven Eindruck dieser Reise noch stärker und bekräftigte uns darin, weiter in dieses Projekt zu investieren,
um wie versprochen die Nachhaltigkeit zu sichern.
Lars Herla, Tommy Führer und Jan Balczun