Elena Arlt |
Liebes NSP-Team,
wenn ich eine Stadt oder einen Ort verlasse, ist mein letzter
Satz immer: „Es war einmal in ….“
So ist es auch dieses Mal gewesen – „Es war einmal in
Dnepropetrovsk…“ (Lars, eines Tages wirst du das Wort auch aufschreiben können J)
Ich habe Menschen kennen gelernt, die Ihre Freizeit und ihr Geld
für Bedürftige spenden. Menschen, die mit Leib und Seele Helfer sind, welche
ihre Familien sowie Geschäfte zu Hause lassen und in der Welt unterwegs sind,
um zu helfen. Diese Menschen bewundere ich sehr, ich ehre und respektiere sie
so sehr, dass mir dazu die Worte fehlen. Und dass soll was heißen! J Ich
habe viel von ihnen gelernt, meine Weltansichten haben sich sehr geändert!
Natürlich hetze ich weiterhin durchs Leben und versuche meinen Job so gut wie
möglich zu machen, versuche zwischen Job, Familie, Freunden und Freizeit
zu balancieren. Doch manchmal halte ich inne und sage – schau mal, es gibt
Menschen, die in dieser verrückten schnelllebigen Zeit Kraft und Mut haben, in die
fremde Welt zu gehen und den Bedürftigen zu helfen. Dieser Gedanke und die
Erinnerungen an die glücklichen Kinderaugen holen mich wieder in die Realität
zurück, bremsen mich aus und geben Ruhe. Dafür danke ich allen, welche dieses
Projekt ins Leben gerufen haben und welche an diesem Projekt mitgewirkt haben.
Es war eine gewaltige Herausforderung, 1000 Kindern mit
Hörgeräten und Brillen zu versorgen! Diese Kindern werden sich ihr Leben lang
an uns erinnern. Und ich war dabei! Diese Erfahrung ist sehr kostbar für mich,
danke nochmals, dass ich dabei sein dürfte.
Und nun nochmals zu den Kindern – dieses Mal war es psychisch
leichter für mich, da jedes Kind ein Hörgerät bekommen hat. Wir mussten
niemanden weg schicken, es gab nur zufriedene Kinder. Leider erfolgte die
Anpassung dieses Mal in einem extra Raum, sodass unser Teil des Teams nicht
viel von den fröhlichen Momenten des Hörens mitbekommen hat. Als Belohnung für
uns gab es jedoch reichlich fröhliche Kinder mit Hörgeräten im Flur und im
Schulhof zu sehen. Sie schauten sich gegenseitig die Geräte an,
nahmen sie aus den Ohren heraus, betrachteten sie und steckten sie wieder –
glücklich und zufrieden – zurück in die Ohren. Ein wunderbares Bild!
Ich hoffe sehr, dass diese Kinder eine enorme Steigerung des
Lebensstandards erfahren haben, dass sie noch verhältnismäßig gut sprechen
lernen, Ausbildung oder gar Studium mit Hilfe von unseren Hörgeräten bewältigen
werden. Würde gern das eine oder das andere Schicksaal verfolgen wollen. Wie z.
B. von Mikola, einem fußballbegeisterten Jungen aus der Förderschule
Dnepropetrovsk. Oder von dem kleinen Sascha aus dem Odessa-Gebiet, der wegen
einer Impfung über Nacht taub geworden ist und seine Mama die einzige Kuh
verkaufen musste, damit sie Hörgeräte für Sascha bezahlen konnte. Doch diese
Geräte waren so schlecht, dass sie Sascha mehr gestört hatten… Ich würde
auch gern ein Feedback von Kindern erhalten wollen – wie läuft denn deren
Alltag mit unseren Hörgeräten ab? Welche Hilfe brauchen sie noch? Ist vielleicht
Nachjustierung/Reparatur notwendig?
Und ich kann nur noch wiederholen - ich persönlich habe mehr aus
diesem Projekt mitgenommen als ich gegeben habe… Wer hätte das gedacht!
Eure Elena Arlt